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Ethik Mensch

Sinn des Lebens

Der Sinn des Lebens ist das Leben. Viel mehr als diese Selbstbezüglichkeit lässt sich darüber material kaum sagen. Der Sinn des Lebens liegt in ihm selber. „Leben wollen inmitten von Leben, das leben will.“ (Albert Schweitzer)

Gibt man sich hiermit zufrieden, dann bräuchte man nicht weiter nachzudenken. Aber die große Nachfrage nach und das entsprechend große Angebot von Büchern und Ratgebern aller Art darüber, wie man das Leben gut bewältigt, glücklich wird und den Sinn des Lebens findet, zeigt eher eine Lücke an. Dass das Leben seinen Sinn in sich selber trägt, bedeutet nämlich auch, dass man selber seinem Leben Sinn verleihen, Sinn stiften muss.

Suche nach dem Sinn ist also nicht eine Suche nach etwas Vorgegebenem, sondern danach, was ich als Sinn finde und dem Leben als sinnvoll beimesse. Das kann geschehen auf der Basis von Religion, aber auch innerhalb von Idealen und Werten weltanschaulicher Art. Oder es sind ganz individuelle und praktische Größen, die das Leben erfüllen.

Michelangelo, Creation
Michelangelo, Creation of Adam (c) Wikimedia

Denn was ist eigentlich unter „Sinn des Lebens“ zu verstehen? Da geht manches ein; ‚Sinn‘ bildet sozusagen eine Schnittmenge aus verschiedenen Begriffsfeldern: Ziel, Zweck, Aufgabe, Inhalt, Orientierung, Erfüllung, Glück – gerade Letzteres ist eng verwoben mit dem, was als Sinn gefunden wird. Sinnvolles Leben macht glücklich, als sinnlos erlebtes Leben macht unglücklich.

Das Verhältnis von Finden und Beimessen ist bei der Suche nach Sinn wie zwei Seiten einer Medaille. Das, was ich als wesentlichen Inhalt, Aufgabe, Fülle des Lebens für mich entdecke, das messe ich ihm dann als Sinn bei. Wer religiös ist, findet in seiner Religion den Sinn, den er für sein Leben annimmt: Gott dienen, ehren, verherrlichen, Nächstenliebe üben usw.

Der Sinn kann aber auch in sehr prosaisch Alltäglichem gefunden werden: Seine Pflicht zu tun, Ansprüchen zu genügen, Freiraum für sich selber zu haben. Wenn einer sagt: „Ich bin ganz zufrieden so, wie ich lebe“, dann hat er gewiss einen Sinn für sich gefunden, wie immer er ausgesprochen wird oder unausgesprochen bleibt.

Kritisch wird es immer dann, wenn durch einen Verlust, eine Enttäuschung, ein umstürzendes Ereignis die bisher als sicher erfahrenen Inhalte, Ziele, Aufgaben des Lebens verloren gehen. Dann folgt eine Sinnkrise: Wozu lebe ich? Was soll ich noch? Wie geht es weiter? Alleine findet man selten oder nie aus solche einem Loch der Leere. Es bedarf der Hilfe durch andere Menschen: Zuspruch, Ermutigung, Stützung, Ablenkung, – Annahme. Dann finden sich neue Aufgaben und Ziele, die sich zu einem neuen Sinn formen können.

Am ehesten ist Sinn darum etwas, was dem Leben Fülle verleiht. Erst die Leere macht deutlich und erfahrbar, was fehlt, wenn Sinn, Inhalt, Orientierung fehlt: nämlich alles. Das Leben wirkt leer. Am stärksten wird der Verlust eines nächsten Angehörigen bzw. Partners / Partnerin so erlebt. Sinn ist daher immer mit einer sozialen Einbettung verbunden. Auch wer Arbeit und soziale Kontakte verliert, erlebt sein Leben als leer und sinnlos.

Sinn ist das, was wir im eigenen Leben als sinnvoll gefunden und uns angeeignet haben. Darin steckt immer eigene Arbeit und Anstrengung: des Suchens, auf andere Zugehens, sich Öffnens, – des Vertrauens. Wo Vertrauen gänzlich verloren gegangen ist, zum Beispiel durch traumatische Erlebnisse, muss man von Sinn gar nicht erst reden.

Am einfachsten und schönsten ist das Leben dann, wenn wir nach dem Sinn gar nicht fragen (müssen), sondern einfach leben, – wenn es gut ist, wie es ist. In Augenblicken der Dankbarkeit werden wir dann dieses Dasein als erfüllt erkennen. Dann haben wir den Sinn gefunden.

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