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Leben um Leben

[Anthropologie, Ethik]

Was Leben ist, kann die Biologie recht genau sagen. Metabolismus (Stoffwechsel), (Selbst-) Reproduktion (Fortpflanzung) und genetische Variabilität sind die basalen Eigenschaften bzw. Fähigkeiten eines Lebewesens. Hinzu kommen Reaktion mit seiner Umgebung und evolutionäre Veränderung einerseits und Wachstum und Tod andererseits. Organismen sind strukturell abgegrenzte, eigenständige Systeme, die sich aus Zellen aufbauen. [Viren gehören zwar zum Bereich des Lebens, sind aber streng genommen keine eigenständigen Lebewesen, sondern reine „Bio-Programme“, die zum Leben, also für Replikation und Metabolismus, Wirtszellen brauchen.] Jede Zelle hat eine Zellmembran, durch die sie von ihrer Umgebung abgegrenzt ist und mittels derer sie sich mit ihrer Umgebung austauscht. Verschiedene Zellarten und ihre differenzierte Struktur und Funktion führen zu den drei Hauptgruppen von Lebewesen: Pflanzen, Tieren und Pilzen.

Anders gesagt ist etwas Lebendiges ein nach außen abgegrenztes und nach innen strukturiertes System, das „sich verhält“ und zu bestimmten Funktionen fähig ist. Dafür braucht ein Lebewesen Energie, die es von außen bezieht. Als offenes thermodynamisches System hält es sein Gleichgewicht durch einen Entropie-Aufschub bzw. Entropie-Export, bis im Tod die Energieaufnahme endet und der Zustand größter Entropie erreicht ist.

Pflanzen verschaffen sich ihre Energie „autotroph“, das heißt sie bestreiten ihren Stoffwechsel durch Photosynthese und durch die Aufnahme abiologischer (mineralischer) Stoffe. Tiere und Pilze vollziehen ihren Stoffwechsel „heterotroph“, das heißt sie ernähren sich von anderen organischen, also lebendigen Stoffen. Sie verbrauchen Leben, um selber zu leben. Für alles Lebendige gilt hinsichtlich der Genese und Reproduktion: Leben entsteht nur aus Leben; Leben wird „weitergegeben“. Inwiefern Lebensprozesse aus „toten“, also abiologischen Stoffen und Prozessen entstehen können, ist bis heute ungeklärt. Die oft zitierten „Bausteine des Lebens“ sind bisher nur im Umfeld bereits bestehenden Lebens gefunden worden.

Thrombolit
Thrombolit – made by Cyanobacterias

Menschliches Leben ist Teil des heterotrophen tierischen Lebens und kann sich nur durch andere Organismen am Leben erhalten, sei es in pflanzlicher, tierischer oder pilzlicher Form. Darüber hinaus braucht auch tierisches Leben abiotische Stoffe wie zum Beispiel Phosphor. Aber von „toter“ Materie, also von Mineralien, Staub und Steinen allein können Menschen und Tiere nicht leben. Sie müssen anderes Leben verbrauchen. Das bedeutet, tierische und somit menschliche Lebewesen müssen sich anderer Lebewesen bemächtigen und sie sich einverleiben, um sie verdauen und daraus Energie gewinnen zu können. Die Abgrenzung tierischer Lebewesen von pflanzlichen und pilzlichen Lebewesen ist für die Biologie zwar grundlegend, aber ethisch gesehen zunächst einmal irrelevant. Menschen verbrauchen anderes Leben. Wir können nicht anders. Leben kommt nur von Leben, und tierisch-menschliches Leben ernährt sich nur von anderem, fremdem Leben.

Hinzu kommt bei der Betrachtung der Evolution das, was Darwin „struggle for life“ genannt hat. „Struggle“ sollte hier weniger mit „Kampf“ übersetzt werden als vielmehr mit „sich mühen“, „sich anstrengen“. Er hatte dabei keinen womöglich sozial und politisch ideologisierten „Überlebenskampf“ im Sinn, sondern schlicht das stete Bemühen, das mühevolle Ringen der Lebewesen, selber am Leben zu bleiben, sich und die Nachkommen durch zu bringen, sich einen Schutzraum, einen Platz zum Leben zu verschaffen. Leben ist Arbeit, Mühe – und der Jäger wird schnell selber zur Beute. Daher das Abgrenzen von Territorien oder der soziale Verband, wenn Gemeinschaft mehr Schutz verspricht. Wir sprechen von der „Nahrungskette“ und meinen damit, dass vom Plankton (Zoo- und Phytoplankton) angefangen bis zum Wal bzw. Löwen und Menschen jeweils das größere und stärkere Lebewesen das kleinere und schwächere „verbraucht“, sprich: frisst – bis im Tod des Größten, Stärksten dessen Kadaver wiederum von Kleinstlebewesen genutzt und verbraucht wird. Der Kreislauf beginnt von vorne. So funktioniert Leben.

Die Betrachtung verändert sich unter dem Blickwinkel von Individuen. Individuen sind zunächst alle Einzellebewesen, die als „unteilbare“ (wörtlich übersetzt) Einheiten für sich leben. Das beginnt mit der Zelle, die sich mittels der Membrane von ihrer Umgebung abgrenzt. Allerdings teilt sich die Zelle, um sich zu vermehren, und ist insofern streng genommen kein „Individuum“ ebenso wenig wie ein Baum, der sich durch Wurzelsprossen oder Ableger „teilen“ kann. Hier sprechen wir besser von einzelnen Exemplaren einer Gattung. Wir haben uns darum angewöhnt, erst bei komplexeren, meist tierischen „Exemplaren“ von Individuen zu sprechen. Im Grunde ist der Begriff vom eigenständigen und eigenverantwortlichen Menschen her gedacht. Dadurch hat er sogleich eine ethische Dimension. Es ist aber durchaus sinnvoll, auch bei anderen einzelnen Lebewesen von „Individuen“ zu sprechen, wenn dadurch die unverwechselbare Einmaligkeit eines Einzellebewesens ausgedrückt werden soll. Diese Einmaligkeit hat auch ein Baum, eine Blume oder eine Amöbe. Jedes einzelne Lebewesen ist zu seiner Zeit an seinem Ort einmalig und unverwechselbar (dokumentiert in seiner DNA), und diese Einmaligkeit macht zugleich den Wert seines Lebens aus. Wird ein einzelnes Lebewesen zerstört (verbraucht, gefressen), ist sein einmaliges Dasein als individuell ausgeprägtes Leben ein für alle Mal dahin und unwiederbringlich verloren.

Die Betrachtung verändert sich noch einmal, wenn man selber hypothetisch den Blickwinkel eines individuellen Lebens einnimmt. Dies kann unabhängig davon geschehen, ob das Lebewesen, dessen Perspektive man einnehmen möchte, über Bewusstsein oder gar Selbstbewusstsein verfügt (ganz abgesehen von der Schwierigkeit, das festzustellen). Es genügt die Möglichkeit, sich mit unserem Bewusstsein in ein anderes lebendiges Individuum hinein zu versetzen. Wir nennen es Empathie. Sie ist sicher zunächst bei Artgenossen möglich und gegeben, aber nichts hindert, in selber Weise empathisch mit jedem anderen individuellen Lebewesen zu sein. Wie fühlt sich der junge Seelöwe im Maul des Orka? Warum zappelt auch der kleinste Krebs, um den Fangarmen des Kraken zu entgehen? Wir denken uns unsere eigene Angst, Todesangst, in solch einer Situation hinzu – und schon haben wir ein massivers ethisches Problem. Unsere Fähigkeit zur Empathie lässt uns die Natur als „grausam“ erfahren. Tierdokumentationen setzen da zur rechten Zeit einen Schnitt ein und erklären, es ginge bei diesem Töten ja nur um das Überleben des Beutegreifers. Aber was bedeutet das eigentlich?

Man kann sich dadurch retten, dass man Ethik als solche strikt dem Bereich des Menschen vorbehält. Nur der Mensch kann sich als Person ethisch verhalten, gegenüber anderen Menschen und natürlich auch gegenüber anderen Lebewesen wie Tieren, Pflanzen und Pilzen. So gesehen lässt sich eine Tierethik begründen und ausformulieren, eben weil wir als menschliche Individuen zu Verantwortung und Mitgefühl fähig sind. Dies gilt völlig unabhängig davon, ob das Objekt unseres Handelns zu eben solcher Verantwortung und Empathie fähig ist. Es zeichnet Ethik aus, dass sie nicht reziprok angelegt ist. Eine Katze, die maust, darf deswegen von mir noch lange nicht ebenso umgebracht werden. Wenn aber Ethik nicht auf reziprokem Erwarten oder Verhalten gegründet ist, dann müsste es neben der Tierethik selbstverständlich auch eine Ethik gegenüber Pflanzen und Pilzen geben, eben weil sich Lebensformen zwar unterscheiden, aber allesamt teil haben an der unaufhebbaren Einmaligkeit des einzelnen „individuellen“ Lebens hier und jetzt.

Auf diesem Hintergrund gewinnt Albert Schweitzers Programm „Ehrfucht vor dem Leben“ Aktualität, konzentriert ausgedrückt in der Formulierung „Ich bin Leben, das leben will, inmitten von Leben, das leben will“. Was bedeutet dies auf dem Hintergrund der Erkenntnis, dass Leben von anderem Leben lebt und dass einzelnes Leben sich um sein Leben mühen muss? Inwiefern gewinnt eine Ethik des Lebens wirkliche Substanz, also vernünftig begründeten Boden unter den Füßen, wenn sie nicht bloß zur ideologisch-emotionalen Rechtfertigung gerade angesagter Modeerscheinungen (früher Sozialdarwinismus, heute Vegetarier, Veganerinnen) missraten soll? Der Schlüssel liegt aus meiner Sicht in der unverwechselbaren Einmaligkeit einzelnen Lebens (Exemplar, Individuum) und unserer Fähigkeit zur Empathie. Dies beides begründet eine umfassende Verantwortung menschlichen Verhaltens und Handelns gegenüber allem Lebendigen. Genau dazu dient ja Ethik: verantwortliches Handeln und Leben zu begründen und inhaltlich zu bestimmen.

Anstelle einer positiven materialen Füllung einer solchen Ethik des Lebendigen ist es zunächst leichter, die Grenzen zu bestimmen im Blick auf das, was eindeutig unethisches, unverantwortliches Handeln und Verhalten ist. Dies ist in jedem Falle dort gegeben, wo der Wert individuellen Lebens überhaupt nicht gewürdigt, statt dessen missachtet wird, wo kein Unterschied gemacht wird zwischen Leben und toter Materie, wo Lebendiges geerntet, geschürft und verbraucht wird wie Kohle oder Erz. Das war – um ein Beispiel zu nennen – gewiss so beim Walfang, wo es um die Nutzung des Walöls ging. Die Ausrottung der Wale wurde erst gestoppt, als zufällig in Texas Erdöl gefunden wurde, das entschieden billiger zu fördern war. Das Walöl wurde durch Erdöl substituiert. Eine ethische Grenze ist heute ebenso deutlich dort überschritten, wo Lebensmittel (=Stoffe aus Lebendigem für Lebendiges) keinen wirklichen Wert mehr haben. Man kann beispielsweise durchaus berechtigt fragen, ob ein Sonderangebot eines Kilos Schweinebraten für 1,99 Euro noch als ethisch angemessen veranwortet werden kann. Die Beispiele und Fragen an den Grenzen des ethisch Vertretbaren ließen sich schnell vermehren.

Jenseits rigoristischer Einseitigkeiten (wer sich am Lebendigen überhaupt nicht vergreifen will, müsste konsequenterweise freiwillig verhungern) gilt es, unseren Umgang mit dem Leben neu zu überdenken. Es gilt Leben um Leben. Es gilt dies heute zugespitzt wegen der globalen Auswirkungen und der dadurch geforderten globalen Verantwortung des Lebewesens Mensch. Eine Ethik des Lebendigen ist heraus gefordert durch Themen wie Erhaltung von Lebensräumen (das kann mehr bedeuten als nur kleine „Biotope“), Erhaltung der Artenvielfalt, Tierschutz, Schutz des Genpools, Regeln und Grenzen marktwirtschaftlichen Umgangs mit Lebewesen, Biotechnik, Gentechnik, künstliches Leben, KI, Umgang mit eingeschränktem Leben oder mit potentiellem Leben, Umgang mit Sterben und Tod. Wie verhält sich überhaupt „Leben“ und „Technik“ zueinander? Welcher Begriffs- und Bereichsklärung bedarf es da? Wie ließe sich heute im Zusammenhang einer Ethik des Lebendigen der alte Begriff „Ehrfurcht“ angemessen übersetzen? Wäre er mit Respekt, Geltenlassen, Selbstbeschränkung zu umschreiben zusammen mit dem Aspekt des Staunens und des Wunders?

Es gilt Leben um Leben. Menschen sind dabei, ihren Lebensraum und den Lebensraum alles Lebendigen grundlegend umzugestalten. Deshalb gibt es den Vorschlag vieler Wissenschaftler, unser Erdzeitalter heute „Anthropozän“ zu nennen. Ob diese Umgestaltung des Lebensraums Erde zur Verbesserung der Lebensmöglichkeiten vieler / aller führt oder zur tendenziellen Verwüstung des Planeten, ist offen. Wenn der Mensch sich seiner eigenen Grundlagen berauben sollte, kann das Leben zweifellos auch ohne die Gattung Mensch weiter bestehen, so wie es Milliarden Jahre ohne den Menschen bestanden hat. Es geht heute nicht um die „Zerstörung“ unseres Planeten. Das ist etwas übertrieben. Es geht allenfalls um die Zerstörung von Lebensräumen und um die Umgestaltung dessen, was Leben ist und kann. Insofern ist der Mensch das gewaltigste Lebewesen (vielleicht auch das gewalttätigste). Das Lebensprinzip „Leben um Leben“ kann er dennoch nicht außer Kraft setzen. Er bleibt auf anderes Lebendiges angewiesen. Ob er sich dem gegenüber vernünftig verhält, ist eine andere, offene Frage.

6 Antworten auf „Leben um Leben“

Karl Olsberg stellt in „Schöpfung außer Kontrolle. Wie die Technik uns benutzt“ die Frage, ob Städte lebendig sind. Sie erfüllen die entsprechenden Kriterien: ein steter Warenstrom fließt in die Städte hinein und hinaus (Metabolismus), sie vermehren sich, verändern die Umwelt, sie wachsen und können sterben, sie sind strukturell eigenständige Systeme, die sich aus Zellen (= Menschen) aufbauen. Sie verbrauchen Energie, erzeugen Wärme, „atmen“ sauerstoffhaltiges Gas ein und stoßen kohlendioxidhaltiges Gas aus, wobei der Großteil dieser Umwandlung nicht von den (menschlichen) Zellen, sondern von den Erdöl verbrauchenden Maschinen kommt. Die Gebäude und Straßen vergleicht Olsberg mit einer von Zellen aufgebauten Skelettstruktur. Sind Städte also lebendige Superorganismen?
Wenn nicht, was ist das Unterscheidungsmerkmal?

Dies kann ich allenfalls als Metapher verstehen, in der stets zwei kategorial verschiedene Bereiche in Beziehung gesetzt werden. Ob das bezüglich des Sozialwesens „Stadt“ hilfreich ist, sei dahin gestellt; mir erscheint es fragwürdig. Selbst wenn man die „Stadt“ wegen vermeintlicher struktureller Parallelen mit der Metapher „Superorganismus“ belegt, trägt das für die Sache einer Ethik des Lebendigen gar nichts bei.

Ich glaube nicht, dass Olsberg es metaphorisch meint. Er hat die Idee, dass die Entwicklung der Technik demselben evolutionären Prinzip folgt, das für alles Lebendige gilt. Er stellt die Frage, was es bedeuten würde, wenn die Evolution keinen Unterschied macht zwischen dem „Natürlichen/Lebendigen“ und dem „Künstlichen/Technischen“. Diese Frage ist im Hinblick auf eine Ethik durchaus von Interesse.

Das habe ich befürchtet – ich halte es für abwegig. „Die Evolution“ ist kein Subjekt, noch nicht einmal ein Prinzip. Sie ist eine Menge von Theorien, die Entwicklung (= evolutio) des Lebens zu beschreiben. Aussagen und Kategorien desen, was wir Evolution nennen, wurden stets den immer komplexeren Befunden angepasst – bei durchaus strittigen Einzelaspekten. Ob sich diese Theorien für Prognosen eignen, ist fraglich, da weder die Ausgangsbedingungen noch die Randbedingungen empirisch ausreichend bekannt sind. Und „entscheiden“ tut „die Evolution“ schon gar nichts; sie ist kein Ersatz Gottes. Die von Ihnen zitierte These ist äußerst spekulativ und hilft aus meiner Sicht kaum zur Klärung des Verhältnisses von Natur und Technik.

Ein anderes Wort für Evolution ist Ausdifferenzierungsprozess. Es ist der Weg von der Einheit in die Vielheit. Wenn man unbedingt das Wort „Gott“ benutzen will, kann man sagen „Evolution: Gott (Das Eine/Einheit) ergießt sich in die Vielheit.“
Entscheiden tut die Evolution gar nichts, da haben Sie schon Recht. Aber Gott entscheidet auch nichts. In der absoluten Einheit gibt es weder Entscheidungen noch Unterschiede. Ein Sich-Ausgießen (Gottes) enthält sozusagen zwei Aspekte, die gleichzeitig miteinander entstehen: (metaphorisch gesprochen) der Fluss und das Flussbett, was einerseits der Fülle der Lebewesen und andererseits ihrer jeweiligen Umwelt entspricht. So erst entstehen Unterschiede. Da Fluss und Flussbett sich permanent gegenseitig bedingen und aufeinander einwirken, werden wohl nirgendwo explizit Entscheidungen getroffen, die auf ein Ziel hinführen.

Wenn es so wäre, dass Belebtes aus Unbelebtem entsteht, wie es ja allgemein angenommen wird, dann kann sich das Belebte doch durchaus wieder in eine andere Seinsform hineinentwickeln, oder? Und warum dann nicht in eine technische? Unter der Prämisse, dass Belebtes aus Unbelebtem entsteht, ist Olsbergs Schlussfolgerung nachvollziehbar. Wenn man die Schlussfolgerung abwegig findet, muss man sich als Nächstes fragen, ob die Prämisse (dass Belebtes aus Unbelebtem entsteht) nicht ebenso abwegig ist.

Ich finde Olsbergs These bedenkenswert, nicht weil ich das Vorgestellte erstrebenswert finde, sondern weil sie auf eine ungelöste Problematik hinweist. Ich habe einige Bücher über die schöpferische Ökologie gelesen, unter anderem von einem Meeresbiologen, der behauptet, dass Kleinstlebewesen sich zu Meerwasser wie Moleküle verhalten. Würde man alle Lebewesen (bis zu 200.000!) aus einem Tropfen Meerwasser entfernen, dann wäre von dem Tropfen nichts mehr da. Das ist eine durchaus andere Konzeption von dem, was man normalerweise unter „Leben“ versteht. Ein Tropfen Meerwasser erscheint uns unbelebt, ist aber anscheinend wimmelndes Leben. Wenn es so sein sollte, dass das wimmelnde Leben das Meerwasser tatsächlich konstituiert, dann stimmt unsere Vorstellung von dem, was Leben ist, nicht.
Was halten Sie von der schöpferischen Ökologie, wie Sie bspw. von Varela, Weber und von Baer vertreten wird?

Dass „Belebtes aus Unbelebtem“ entstanden ist, hat im Rahmen des Physikalismus einige Plausibilität, darf aber kein Dogma sein. Dass man daraus ein fröhliches Hin und Her „in eine andere Seinsform“ schlussfolgern darf, scheint mir doch sehr gewagt.
Überhaupt habe ich für spekulative, alternative oder gar esoterische „Wissenschaft“ keinerlei Interesse.

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